Haben Sie nicht auch manchmal das Gefühl, zum Thema Enterprise 2.0 und Social Business immer wieder die gleichen Botschaften zu lesen? Gut, es wird nicht mehr so viel über den Sinn und Unsinn der Nutzung von Wikis, Blogs und Mikroblogs, einer Arbeitswelt ohne E-Mails oder über die Bedeutung von Social Media Guidelines diskutiert. Dafür geht es heute mehr um die Rolle der Führungskräfte, das “Engagement” der Mitarbeiter, die Herausforderungen an die Arbeitswelt durch die Generation Y, die Entwicklung von vorzeigbaren und wirtschaftlichen Use Cases oder die Notwendigkeit eines Kulturwandels.
In vielen aktuellen Publikationen und Ratgebern wird der Weg zum Social Business nur bis zum Ende des technischen Einführungsprojektes, dem sogenannten “Betriebsbeginn”, allenfalls noch bis zum Start der initialen Change Management-Maßnahmen beschrieben, aber was kommt dann? Typischerweise wird dann das ursprüngliche Projektteam verkleinert, und vielleicht kümmert sich noch eine kleine Einheit um die Unterstützung und Weiterentwicklung der Transformation des Unternehmens durch Social Software.
Viele Managementkonzepte gehen vom Ansatz her davon aus, dass die Dinge Zeit brauchen. Zeit, die notwendig ist um über kontinuierliche Verbesserungen das Performance-Niveau zu steigern, um über unternehmerische Nachhaltigkeit die ganzheitliche Unternehmensentwicklung sicherzustellen oder um über die Orientierung an Reifegrad-Ansätzen kontinuierlich die Business Excellence des Unternehmens zu erhöhen.
Praktikable Orientierungsrahmen und handhabbare Managementtools zur Planung und Steuerung einer Social Business Excellence stecken noch in den Kinderschuhen. Andererseits gibt es immer mehr Unternehmen, die das Social Business Einführungsprojekt abgeschlossen haben, bei denen sich aber jetzt zeigt, dass die Transformation des Unternehmens erst ganz am Anfang steht. Ich hab mich mal auf die Suche nach Ideen und Konzepten für Social Business Excellence gemacht.
Die erste Frage war, wo die Unternehmen heute stehen. Seit drei Jahren untersucht das MIT in Kooperation mit Deloitte die geschäftlichen Potentiale von Social Business und wie Unternehmen daraus Mehrwerte generieren können. Vergleicht man die drei Studien (2012 | 2013 | 2014) kann man einige spannende Ergebnisse ableiten.
Storify-Story vom IOM Summit 2014: Der digitale Arbeitsplatz: Wo stehen die Unternehmen heute?
Social Business war und ist ein Zukunftsthema
Auf die Frage, welche Bedeutung Social Business aus Sicht der Teilnehmer für das Unternehmen hat, gaben im Jahr 2012 86% der Befragten an, dass Social Business in drei Jahren “wichtig” bzw. “ziemlich wichtig” ist. 2013 waren es dann 88% und in der aktuellen Befragung 2014 89%. Die Erwartungen für die Zukunft bleiben danach auf einem hohen Niveau stabil. Es scheint so, dass es langsam Zeit wird, dass sich einige dieser Erwartungen erfüllen.

In der aktuellen Studie findet man die Frage, inwieweit das Interesse am Thema Social Business im letzten Jahr zugenommen hat. Hier gaben 70% der Teilnehmer ein gestiegenes Interesse an.

Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass sich in den Unternehmen immer mehr Personen für das Thema interessieren bzw. involviert sind. Das dürfte insbesondere damit zusammenhängen, dass nach einem unternehmensweiten technischen Roll-Out von Social Software jeder Mitarbeiter die entsprechenden Werkzeuge nutzen kann. Heute sind das nicht mehr nur die Mitglieder des Projektteams und ausgewählte Pilot-Teilnehmer, sondern alle Mitarbeiter und alle Führungskräfte. Damit stellt sich die Frage, wie die Vorgehensweise zur Durchdringung nach dem Einführungsprojekt und den initialen Piloten massentauglich gestaltet werden kann.
Aber der Reifegrad ist noch niedrig und stagniert
Seit dem Jahr 2013 wird vom MIT der Reifegrad, die “Social Maturity”, gemessen. Hier haben mich die Ergebnisse überrascht: der Reifegrad hat sich nicht verändert, immer noch geben über 50% der Teilnehmer an, in einer frühen Phase zu sein (2013: 52%, 2014: 51%). Auf die Frage, ob Social Software die unternehmensweite Kollaboration und das Teilen von Informationen treibt und Social Data in den operativen Geschäftsprozessen genutzt werden, gaben nur 17% der Unternehmen an, eine gewisse Reife erreicht zu haben.

Es gibt also noch einiges zu tun! Zusammenfassend kann man anhand der drei Studien ableiten, dass
- dem Thema Social Business für die Zukunft nach wie vor eine sehr große Bedeutung für den Erfolg und die Wertschöpfung beigemessen wird,
- sich zunehmend die Frage der Massentauglichkeit von Tools zum Management von Change und Enabling stellt und
- die Unternehmen einen Orientierungsrahmen zur kontinuierlichen Steigerung der Social Business Excellence benötigen.
Im nächsten Post beschäftige ich mich mit der Frage, welche Ansätze Unternehmen verfolgen können, um beim Thema Social Business die notwendige unternehmerische Nachhaltigkeit sicherzustellen und die Grundlagen für eine ganzheitliche Unternehmensentwicklung zu schaffen.