Kompetenzen für Social Media: Wir schulen nicht, wir lassen entdecken!

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Bildnachweis:  © illu24 - Fotolia.comSocial Media ist auf dem Sprung, immer breiter in die Arbeitswelt einzuziehen. Die innovativen Social Media-Tools sind auf dem Weg, zum alltäglichen Gebrauchsgegenstand zu werden. Doch halt, nicht so schnell. Wie kommt es, dass selbst in Unternehmen, die sich mit der Beratung zu und Implementierung von Enterprise 2.0 und Social Business beschäftigen und in denen überwiegend jüngere Mitarbeiter arbeiten, diese Tools wenn überhaupt dann nur gelegentlich genutzt werden? Das hat etwas mit den Fertigkeiten, den Fähigkeiten und den Verhaltensmustern zu tun. Drei Gruppen können unterscheiden werden:

  • Die Social Media-Aktiven der ersten Stunde, die in den letzten 6 Jahren über “Learning-by-Doing” mit den unterschiedlichsten (und es waren wirklich viele) Tools experimentiert und dadurch “ihre” Tools für den Umgang mit dem Social Web gefunden haben. Sie sind in der Lage, durch die erworbenen Fertigkeiten im Umgang mit den Tools relativ zügig auch geschäftlich-orientierte Lösungen zu nutzen und haben typischerweise die Fähigkeiten und Verhaltensmuster, die erforderlich sind, um diese für die tägliche Arbeit zielgerichtet einzusetzen.
  • Die Digital Natives, deren Generation durch das Vorhandensein dieser Tools definiert ist. Die Fertigkeiten im Umgang damit wird man ihnen nicht absprechen können, aber es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, welcher Überzeugungsaufwand notwendig ist, diese Tools nicht nur im privaten Umfeld zu nutzen, sondern auch zielgerichtet für Lern- und Arbeitsprozesse einzusetzen.
  • Und dann gibt es die große Gruppe an Mitarbeitern, die nicht zu den Aktiven der ersten Stunde gehören und auch keine Digital Natives mehr sind. Wie vermittelt man denen die notwendigen Fertigkeiten, Fähigkeiten und Verhaltensmuster für den Einsatz von Social Media? Man hat keine weiteren 6 Jahre Zeit in Eigeninitative zu lernen, wie man mit Social Media umgeht.

Ein Unternehmen, das von Social Media profitieren möchte, ist nicht gut beraten darauf zu vertrauen, dass sich die Mitarbeiter diese Medienkompetenz irgendwie beschaffen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass zunehmend die Frage gestellt wird, wie man diese Kompetenzen entwickeln kann. Und ob sich klassische Lernformen vom Präsenzunterricht bis hin zum E-Learning dazu überhaupt eignen.

Ein Beispiel für ein Bündel an unterschiedlichen Maßnahmen zur Befähigung der Mitarbeiter findet man beispielsweise bei IBM:

Und nicht nur in der IT-Branche, die bei solchen Themen typischerweise Vorreiter ist (“Eat Your Own Dogfood”), denkt über neue Formen der Weiterbildung nach. “Nicht ohne meine Community”, das war der Titel der Präsentation von Ellen Trude von der Bayer Business Services GmbH im Open Course 2011 – Zukunft des Lernens (#opco11). Es geht darum, wie Mitarbeitende im Bayer-Konzern zukünftig die notwendigen Kompetenzen im Bereich “Social Media” erwerben können. Social Media wird dabei selbst zu einem Element des Lernformats in der Weiterbildung:

  • Alle Inhalte sind offen und können von den Lernenden verändert werden.
  • Die Lernumgebung ist eine Community, in die unterschiedliche Social Media-Werkzeuge eingebettet sind.
  • Die Lernenden “entdecken” schrittweise den Umgang mit Social Media und reflektieren ihre Erfahrungen mit Social Media.
  • Es gibt keine klassischen Trainer, sondern Lernbegleiter.

Das Lernen ist dabei problemorientiert, da die Teilnehmer bestimmte “Erkundungsziele” für die verschiedenen Etappen vorgegeben bekommen. Die Lernenden machen ihre ersten Erfahrungen mit Social Media in einem geschützten Raum und machen dann zunehmend Expeditionen ins Social Web. Die Idee des didaktischen Konzepts ist, eine Balance zwischen strukturiertem und entdeckendem Lernen zu realisieren.

Hier die Präsentation zum Durchbättern:

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Besonders interessant ist das inhaltliche Feedback der Teilnehmer auf den Charts 48 – 55. Die Begeisterung der Teilnehmer über das Gelernte und die gemachten “erfrischenden, neuen Erfahrungen” sind direkt zu spüren.

Aus Unternehmenssicht stellt sich dann die Frage nach den Kosten. Auch hierzu konnte Ellen Trude erste Hinweise geben:

  • Es war notwendig, die Inhalte selbst zu entwickeln da es einerseits kein “Lehrbuch” zu diesem Thema gab und andererseits die im Internet vorhandenen Angebote zur Qualifizierung im Social Media-Bereich nicht für eine unmittelbare Nutzung im Unternehmenskontext geeignet waren.
  • Im Vergleich zu den Kosten für die Entwicklung eines E-Learning-Programms mit einer vergleichbaren Zielsetzung und Komplexität war der gewählte Weg um etwa die Hälfte kostengünstiger.
  • Die vorhandenen Lerntechnologien konnten nicht eingesetzt werden, da insbesondere der Bereich “User-Generated Content” damit nicht ausreichend realisiert werden konnte. Die eingesetzten Technologien, im Kern eine Kombination aus Community- und Microblogging-Plattform, waren aber für die Pilotphase durch Freemium-Angebote auch mit begrenztem Budget realisierbar.
  • Wesentlich aufwändiger dagegen ist die Durchführung selbst durch den Einsatz der Lernbegleiter geworden.

In der Präsentation von Ellen Trude selbst gibt es noch viele andere spannende Aspekte, daher lohnt sich das zeitliche Investment in die Aufzeichnung:

Disclosure: Die centrestage GmbH gehört zum “Enjoy Social Media”-Netzwerk.

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