In den kommenden Tagen ist unsere Enterprise 2.0-Studie veröffentlichungsreif. In den letzten zwei Jahren haben wir die Enterprise 2.0-Aktivitäten von Unternehmen und Organisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz verfolgt und dazu eine Menge an Informationen in einem Wiki gesammelt. Klar, es gibt eine Menge an Enterprise 2.0-Evangelisten (und da zählen wir uns vom centrestage-Team natürlich auch dazu), die die Geschäftswelt von der Nützlichkeit des Einsatzes von Enterprise 2.0-Werkzeugen in Unternehmen und Organisationen überzeugen wollen. Aber jedes Fallbeispiel für sich selbst ist ein viel stärkerer Impuls, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
In unserem Wiki sind aktuell 92 deutschsprachige Fallbeispiele zu finden. Die Informationen zu den Enterprise 2.0-Fallbeispielen stammen aus vielfältigen Quellen. Zum einen gibt es ausgearbeitete Fallstudien in wissenschaftlich-orientierten Fachbüchern und eine Reihe von Fallstudiensammlungen im Internet. Viele Fallbeispiele wurden auf Kongressen, Fachtagungen, Barcamps und Open Space-Veranstaltungen vorgestellt und für eine weitere Auswertung dokumentiert. Und auch das Web 2.0 half uns bei der Sammlung von Fallbeispielen. Präsentationen werden online zur Verfügung gestellt und viele Kollegen dokumentierten interessante Fälle in Form von Webcasts, führten Interviews mit Beteiligten und dokumentierten Veranstaltungen in Form von Blog-Beiträgen. Unternehmen stellten uns Material zur Verfügung und viele Hintergrundgespräche rundeten die Informationen ab.
Ende des letzten Jahres kam das Interesse auf, tiefer in die Fallbeispiele einzusteigen und Entwicklungstrends zu identifizieren. Wir haben dazu 10 Themen identifiziert, die von der Strategie und den Zielen über die Technologien bis hin zur Einführungsstrategie und den rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen reichen. Immerhin konnten wir dazu 72 Fallbeispiele auswerten, wie gesagt ausschließlich Fallbeispiele, die von Unternehmen und Organisationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz stammen.
Im Hinblick auf die Akzeptanz neuer Technologien haben wir in Anlehnung an das “Crossing the Chasm“-Modell von Geoffrey A. Moore fünf Grundtypen unterschieden:
- Technik-Fans (Innovators): Technik-Fans sind von der Technologie begeistert und offen für neue Vorgehensweisen. Sie setzen früh neue Technologien ein, haben aber typischerweise nur kleine Budgets zur Verfügung.
- Visionäre (Early Adopter): Visionäre suchen nach Lösungen, die ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Sie streben danach, neue Lösungswege zu entdecken und umzusetzen.
- Pragmatiker (Early Majority): Pragmatiker, die zwar nicht unbedingt die neueste Technologie einsetzen, investieren aber frühzeitig in eine Lösung, wenn ein konkreter Nutzen erwartet werden und ein Problem gelöst werden kann, das etablierte Konkurrenten nicht lösen können. Pragmatiker stützen sich bei ihren Entscheidungen auf Erfolgsbeispiele oder die Erfahrungen von Branchenkollegen.
- Konservative (Late Majority): Konservative nutzen eine neue Technologie erst dann, wenn ein klarer Nutzennachweis vorhanden ist und die Gefahr besteht, dass sie den Anschluss verlieren könnten.
- Nachzügler (Laggards): Nachzügler sind neuen Technologien gegenüber skeptisch und führen diese erst dann ein, wenn sie in breitem Umfang vom Markt akzeptiert und weitgehend risikofrei sind. Sie verteidigen den Status-Quo, den sie erst dann aufgeben, wenn er nur unter hohen Kosten aufrechterhalten werden kann.
Wir konnten feststellen, dass es ein positives Momentum für Enterprise 2.0 gibt und Enterprise 2.0 zunehmend reif für den Breitenmarkt ist. In der Vergangenheit fand man Fallbeispiele vor allem in großen IT-, Beratungs- und Telekommunikationsunternehmen, also im eher schnelllebigen Segment der Technologiebranche. Heute findet man Fallbeispiele für eine erfolgreiche Nutzung von Enterprise 2.0-Werkzeugen in allen Branchen und bei Unternehmen und Organisationen aller Größenordnungen. Die zunehmende Vielzahl an veröffentlichten Fallbeispielen belegt die Chancen, mit Enterprise 2.0-Werkzeugen konkrete geschäftliche Probleme zu lösen.
Unsere Empfehlung ist daher, dass es nun wichtig ist, dass sich die Entscheidungsträger mit Enterprise 2.0 beschäftigen und auch persönliche Erfahrungen im Umgang mit Enterprise 2.0 sammeln. Enterprise 2.0 muss zu einem Thema in der Strategiearbeit des Unternehmens, bei Führungskräfte-Meetings und Mitarbeiterveranstaltungen werden. In vielen Unternehmen und Organisationen gibt es Vorreiter, die Enterprise 2.0-Werkzeuge ausprobieren oder aktiv nutzen. Es lohnt sich, diese Vorreiter aktiv einzubinden und von deren Begeisterung zu profitieren. Diese Mitarbeiter können wichtige “Multiplikatoren” und “Meinungsführer” werden. Sehr förderlich für die Akzeptanz und Einführung von Enterprise 2.0 ist es, wenn die Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen und Enterprise 2.0-Werkzeuge intensiv nutzen.