Einfach drauf los oder erstmal ein Gerüst bauen?

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This entry is part 2 of 3 in the series Einsatzerfahrungen und Potenziale von Google Wave

Eine neue Generation von Web-Anwendungen steht vor der Tür, und deren zentrale Eigenschaften sind Personenzentriertheit und Echtzeitkommunikation. Nach meinen ersten Erfahrungen mit diesen Eigenschaften beim Einstieg in Google Wave wollte ich nun Google Wave in einem konkreten Anwendungsfall testen. Der kommende Enterprise 2.0 SUMMIT bot dazu gute Chancen, Martin Koser war als Community-Manager für diese Veranstaltung für den Einsatz von Google Wave zu begeistern, unsere Pläne sprachen sich schnell herum und spätestens nach einem Blogbeitrag von Lee Bryant, in welchem er das Experiment als veranstaltungsbegleitende Diskussion und kollaborative Dokumentation ankündigte, gab es kein Zurück mehr.

“Build it, and they will come”, dass das nicht funktioniert hat sich spätestens seit der Formulierung als ein “Adoption Anti-Pattern” auch in der Enterprise 2.0-Welt herumgesprochen. Das ist erstmal eine Behauptung, aber jeder der möchte (und einen Google Wave-Zugang hat) kann sich selbst ein Bild davon machen.

Am besten, wir schauen uns mal ein paar vergleichbare Veranstaltungen an:

eComm Emerging Communications, Amsterdam, 28. – 30. Oktober 2009, Wave tag:ecomm

Für Struktur haben drei Personen gesorgt. Für jeden Vortrag wurde vorab eine eigene Wave eingerichtet und für den Gesamtüberblick eine Art zentrales Verzeichnis mit einer kurzen Etiquette (online archiviert bei Waverz).

Enterprise 2.0 Conference, San Francisco, 2. – 5. November 2009, Wave tag:e2conf

Um die Vorstrukturierung hat sich eine Person gekümmert. In einer Überblickswave wird erläutert, wie man eigene Waves zum Gesamtverzeichnis hinzufügen kann (online archiviert bei Waverz).

Barcamp Hamburg 2009, 13. – 14. November 2009, Wave tag:bchh09
Es gibt zwei Waves zu dieser Veranstaltung, und die scheinen eher ad-hoc aufgesetzt worden zu sein (online archiviert bei Waverz). Auf die Frage, ob man für die Kollaboration auf der Veranstaltung etwas vorbereiten sollte kam die Reaktion: “Nö, geht schon”. Geht eben nicht!

Orientierung bei der Einführung geben

Die Teilnehmer der Veranstaltungen dürften von den Internet-Kenntnissen her vergleichbar sein, die Ergebnisse unterscheiden sich aber dramatisch. Es lässt sich klar erkennen, dass je mehr man sich im Vorfeld Gedanken über Strukturen und Prozesse gemacht hat, desto aussagefähiger und nutzbarer sind die Ergebnisse. Die Bereitstellung einer initialen Struktur, von vorbereiteten Waves, von Hinweisen zur Nutzung und von Anleitungen zur Anwendung scheinen ein Baustein zum Erfolg zu sein. Martin Koser hat dieses Vorgehen in seinem Ergebnisbericht als “Scaffolding” beschrieben. “Scaffolding” bedeutet im übertragenen Sinne “ein Gerüst aufstellen” und wird als Implementationsstrategie von Enterprise 2.0 Lösungen (z.B. Einführung von eines Corporate Wikis) genutzt. Die Teilnehmer bekommen durch die Bereitstellung dieses “Gerüstes” eine Orientierungsgrundlage und können damit schnell mitmachen. Wenn die Teilnehmer dann mit der Lösung vertraut sind kann dieses “Gerüst” wieder “abgebaut” werden.

Es war spannend zu sehen, wie sich die Teilnehmer an unserem Experiment beteiligten. Das Ergebnis kann man sich unter Wave tag:e20s oder direkt (ohne Nutzung von Google Wave) im Internet-Archiv Waverz. Man bekommt einen guten Überblick zu den Inhalten und Diskussionen der Vorträge. Und man erkennt, wie die Teilnehmer im Laufe der Zeit zunehmend sicherer im Umgang werden.

Enterprise 2.0 Summit Google Wave

Das Beste ist aber natürlich immer ein positives Feedback:

“BY THE WAY, thanks for this wave guys! Great addition to the summit for those of us who couldn’t be there in the flesh.”

“Excellent use of Google Wave and Live-streaming. A+.”

Die Einführungsstrategie von Google Wave unterschiedet sich vom Prinzip her also nicht von der bei anderen Enterprise 2.0-Technologien. Es gilt auch hier eher zunächst einmal Orientierung zu geben als loszulassen. Für den nächsten Beitrag mache ich mich auf die Suche nach weiteren Anwendungserfahrungen und Nutzungshinweisen.

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