Wichtige “Lessons Learned” aus den Vorträgen der Referenten des 2. Dresdner Zukunftsforums hat Prof. Joachim Niemeier in seinem Resumee wie folgt zusammengefasst:
Die von Richard Scase vorgestellten Fakten belegen klar, wie Indien und China auf dem Vormarsch in der globalen Wirtschaft sind. Zukünftig dürfen die geschäftlichen Aktivitäten mit diesen Ländern angesichts des expotentiellen Wachstums nicht nur unter dem “Outsourcing” und “Low Cost Factory” betrachtet werden. Im 21. Jahrhundert werden sich bestehende Geschäftsmodelle dramatisch verändern und bisherige Erfahrungen kaum eine Gültigkeit mehr haben. Es wird das Jahrhundert der kleinen Unternehmen werden, die aber auch in der Lage sind, global zu agieren.
Curtis R. Carlson argumentierte, daß allein schon zu überleben für ein Unternehmen schwer ist – das zeigt sich deutlich in der abnehmenden Lebensdauer der Großunternehmen. Innovation ist der einzige Weg für ein Unternehmen um dauerhaft erfolgreich zu sein. Obwohl jeder CEO sofort die Bedeutung von Innovationen für den Erfolg bestätigen wird, könnten die wenigsten dazu eine systematische Vorgehensweise in ihren Unternehmen aufzeigen.
Angesichts der Resonanz in der Blogosphäre auf sein aktuelles Spiegel-Interview stellte sich Jaron Lanier als einen “freundlichen Kritiker” der aktuellen Entwicklungen im Internet vor. Das Primat von Gruppen und Teams im Web 2.0-Zeitalter ist häufig ein Mythos. Individuen sind häufig einfach besser, nur ist es recht unwahrscheinlich, dass man diese Personen im Unternehmen immer zur Verfügung hat. Daher wird in Unternehmen wohl beides benötigt werden: Schwarmintelligenz und Elite bzw. Einzelintelligenz. Ein Unternehmen muss daher eine geeignete Arbeitsumgebung schaffen, die sowohl für hochkreative Einzelkämpfer und Leitwölfe als auch für kooperierende Teams geeignet ist. Die Warnung vor einem fanatischen, vollständigen Glauben an die Macht der Technologie ist berechtigt, insbesondere, wenn damit die Stimme des Einzelnen und seine Kreativität unterdrückt werden.
Tim O`Reilly machte deutlich, daß Software immer weniger als ein Produkt zu verstehen ist, sondern vielmehr zum Prozess wird. Während Software bislang vor allem die Konzepte der Entwickler abbildete, stehen nun immer deutlicher die Handlungen der Anwender im Zentrum. Kurze Entwicklungszeiten und Netzwerkeffekte verstärken diese Trends.
Die Empfehlung von Joachim Niemeier zum Schluss der Veranstaltung lautete, jetzt die Web 2.0 Ansätze auch in den Unternehmen einzusetzen. Für viele Unternehmen sind Web 2.0-Ansätze häufig noch eine unbekannte Größe, eine Situation, die mit der Nutzung des Internets in den Unternehmen im Jahr 1996 vergleichbar ist. Manch ein Entscheidungsträger wird die damit zusammenhängenden Veränderungen von Strukturen und Prozessen, insbesondere aber auch der Kultur in den Unternehmen, eher kritisch sehen. Die in den Vorträgen von Richard Scase und Curtis R. Carlson beschriebenen Veränderungen in der Wirtschaft legen aber dringend nahe, das Thema Web 2.0 in den Unternehmen auf die Tagesordnung zu nehmen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, gilt es jetzt, zügig Erfahrungen zu sammeln und die Nutzenpotentiale in den unterschiedlichen Anwendungsbereichen zu erschließen. Wir haben zwar noch nicht viel von dieser Zukunft gesehen und verstanden, aber die Zukunft hat bereits begonnen.
Der folgende Podcast liefert die Zusammenfassung: 13:16 Min. (Achtung ca. 12 MB Download)