Enterprise Microblogging: Im Intranet twittern

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Wie bei vielen Web 2.0-Werkzeugen war es auch bei Twitter nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand die Frage gestellt hat: “Was kann man damit in einem Unternehmen anfangen?” und die Suche nach Lösungen, die hinter dem Firewall eines Unternehmens nutzbar sind, beginnt. Jetzt sind wir mitten in diesem Thema drin: Jeremiah Owyang hat eine Übersicht zu den Enterprise Microblogging-Tools erstellt und Yammer ist als Microblogging-Dienst, der den Twitter-Ansatz im Kontext der Unternehmenskommunikation nutzt, Gewinner der diesjährigen TechCrunch50. Aber auch an fachspezifischen Twitter-Formen, wie etwa Edmondo als Microblogging-Tool für den Lernbereich oder Brokerz, eine Microblogging-Plattform für Börsianer, wird gearbeitet.

Sucht man nach überzeugenden Argumenten für die Nutzung eines Microblogging-Dienst im geschäftlichen Umfeld, so gibt es aus meiner Sicht vier zentrale Argumente:

  • Einmal geht es darum, den Mitarbeitern ein Werkzeug zur Verfügung zu stellen, mit dem sie ohne große Barriere (im technischen Sinne) kommunizieren können.
  • Diskussionen und Entscheidungen werden in einer einfach zugänglichen Form und in eigenen Worten in Form von Microinformationen, das sind üblicherweise nur 5 – 10 Zeilen Text, initial dokumentiert.
  • Die Rückkoppelungen zu Microinformationen erfolgen im jeweiligen Kontext und gehen nicht in der Masse an E-Mails verloren.
  • Es werden Arbeits- und Interaktionsformen möglich, die darauf aufbauen, die richtigen Kooperationspartner für eine effektive Zusammenarbeit zu identifizieren (Reichweite) und mit diesen einen kontinuierlichen Informationsfluß (Bewusstheit) sicherzustellen

Vordenker zu verschiedenen Aspekten des “Enterprise Microblogging” sind beispielsweise Thomas Vander Wal, Luis Suarez, Todd Mintz oder Kishore S. Swaminathan. Ich denke, es macht Sinn, sich einmal ein paar Szenarien für deren Einsatz anzuschauen:

  • Möchte man in einem Unternehmen einen Prozess festlegen (und auch im Enterprise 2.0 wird man Prozesse brauchen 🙂   ), dann begleitet man den Prozess mit einem Microblog und hat damit eine realitätsnahe Dokumentation des Ist-Zustandes.
  • Ähnliches gilt, wenn man ein Debriefing in einem Projekt durchführen möchte. Die Microinformationen aus dem Projekt und der jeweilige Kontext bieten dafür eine exzellente Basis.
  • Überhaupt ist das Thema “Projektmanagement” ein sehr gutes Einsatzfeld für Enterprise Microblogging. In vielen unserer Projekte setzen wir einen Microblog ein und es ist immer wieder überraschend, wie schnell dieses Medium Akzeptanz findet und vor allem wie sich damit die Informations- und Entscheidungsbasis verbessert.

Der Trend zum Enterprise Microblogging ist gerade auch im Kontext der Enterprise 2.0-Aktivitäten der Unternehmen relevant. Daher wird es interessant sein, zu sehen, wie die verschiedenen Player ihre Lösungen positionieren werden. Yammer beispielsweise ist noch sehr nahe an der ursprünglichen Twitter-Idee und hat einen Schwerpunkt bei den kommunikativen Prozessen. Ein interessantes Feature von Yammer ist beispielsweise, dass man nicht nur Personen, sondern auch “Tags” folgen kann. Im geschäftlichen Umfeld können die “Tags” beispielsweise Themen sein.

Wenn man beispielsweise die Fülle an Microinformationen strukturieren und prozessorientiert nutzen möchte, dann ist das Prologue-Theme auf Basis von WordPress (erweitert um einige Plugins zum Tag-Management und zur Strukturierung der Diskussion) eine gute Wahl.

Nochmals einen anderen Schwerpunkt hat Communote, der neue Microblogging-Dienst von Communardo. Hier stehen Funktionen zum Informationsmanagement, zur Dokumentation und zur Suche im Vordergrund. Dieser Microblogging-Service soll in den kommenden Tagen als “invited beta” live gehen und nach Dirk Röhrborn auch auf einigen der kommenden BarCamps vorgestellt und diskutiert werden. Um einen ersten Eindruck zu bekommen hier ein Screenshot noch aus der Entwicklungsphase:

Die Twitter-Idee schleicht sich also hinter den Firewall. Es ist auf alle Fälle spannend, die Weiterentwicklung eines Web 2.0-Werkzeuges zu einem Enterprise 2.0-Werkzeug zu beobachten.