Web 2.0 und Enterprise 2.0

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Enterprise Social ToolIm Artikel “Funktioniert Web 2.0 in den Unternehmen” habe ich einen Tweet von Thomas Vander Wal zitiert: “the difference between Web 2.0 and Enterprise 2.0 is like the difference building a tunnel through rock and tunnel under water”. Den Hintergrund zu dieser “Fabel der zwei Tunnel” erläutert er jetzt in einem Beitrag auf seinem Weblog. Hier sind meine Notizen zu seinem Post:

  • Ein Tunnel durch den Fels kann, obwohl er beschädigt ist, häufig weiter trotz der damit verbundenen Einschränkungen benutzt werden. Auf die Web 2.0-Welt übertragen: das Userinterface von facebook, die häufigen Ausfälle bei Twitter.
  • Ein Tunnel unter dem Wasser erfordert viel mehr Engineeringverständnis, benötigt mehr Tests und zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. Schon ein kleines Leck kann dazu führen, dass das Vertrauen bei den Nutzern weg ist. Wenn ein Web 2.0-Tool in einem Unternehmen Schwachstellen hat, ist das Vertrauen ebenfalls sehr schnell weg.

  • Ähnlich wie man bei einem Tunnel unter Wasser fürchtet, dass er nach einem kleinen Leck sehr schnell überschwemmt werden kann, fürchten sich Mitarbeiter in den Unternehmen davor was passiert, wenn sie Informationen teilen und offen kommunizieren.
  • Selbst erfolgreiche Web 2.0-Services erreichen nicht mehr als einen grösseren einstelligen Anteil der gesamten Internetnutzer (was immer noch mehrere Millionen Nutzer sein können). In Unternehmen würde ein so geringer Nutzungsanteil die Frage bei den Entscheidern aufwerfen, ob das Geld gut angelegt ist. Die Nutzung muss aktiv gefördert werden, “build it and they come” funktioniert nicht.
  • In den Unternehmen gibt es den Effekt der Geselligkeit (“Sociality”). Die Mitarbeiter sind es gewöhnt, in den für sie festgelegten Teams zu arbeiten. Durch Enterprise 2.0-Werkzeuge und -Services werden diese organisatorischen Mauern aufgebrochen. Aber ohne eine entsprechende mentale Vorbereitung sehen viele Mitarbeiter darin eine Gefahr. Um sich außerhalb dieser Mauern komfortabel zu fühlen möchten Mitarbeiter beispielsweise wissen, wer die anderen Mitarbeiter, mit denen sie ihre Informationen teilen, sind und welche Motive diese haben.
  • Traditionelle Enterprise IT-Tools haben Lücken. Eine davon ist der Aufwand, der erforderlich ist, um 10 Zeilen Information, die für einen selbst oder für andere nützlich sein können, zu erfassen und zu teilen. Auch viele Konversationen (und damit Entscheidungen) werden daher nicht dokumentiert, man findet (vielleicht besser “sucht”) diese allenfalls in E-Mails.
  • Es muss in den Unternehmen noch besser verstanden werden, was kollektive und was kollaborative Aktivitäten sind. In der Regel werden kollaborative Aktivitäten unterstützt, und damit werden viele Informationen in den Unternehmen nicht erfasst.
  • Blogs, Wikis, Social Bookmarking, Tagging oder Twitter-ähnliche Kommunikationsformen schaffen die Möglichkeit, schnell Informationen zu erfassen, diese zu verstehen, zu strukturieren und weiterzugeben.

Enterprise 2.0 erfordert also ein angemessens inhaltliches Verständnis (Engineeringverständnis, mehr dazu hier oder hier), eine entsprechende Art der Realisierung (mehr Tests und zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen) und ein gutes Change Management (mentale Vorbereitung). Alles Themen, die aus unseren Projekten nicht unbekannt sind. Fehlt eigentlich nur noch das Thema Wirtschaftlichkeit.